Little Misfortune – süße Enttäuschung
Mit Little Misfortune legen die Macher von dem beliebten Horror Point & Click „Fran Bow“ nach. Warum das zweite Spiel aus dem Hause Killmonday Games leider nicht überzeugen konnte, erkläre ich euch im Folgenden – natürlich Spoiler frei.
Ganz überraschend wurde Little Misfortune am 18. September auf Steam publiziert. Nach der vielversprechenden Demo konnte ich es kaum erwarten, das Spiel endlich um die kleine Spanierin zu beginnen.
Story
Misfortune Ramirez Hernandez, eine fantasievolle 8-Jährige, die den Preis des Ewigen Glücks sucht um ihn ihrer Mutter zu schenken. Geführt von ihrem neuen Freund, Herr Stimme, bricht Misfortune auf in die Wälder, wo Mysterien gelüftet werden und sich ein wenig Pech entfaltet.
(Quelle: Steam)
Die Beschreibung verrät nicht viel über das Spiel. Vor allem wird der stumme Fuchs Benjamin, Crush unserer kleinen Misfortune, überhaupt nicht erwähnt. Wer Fran Bow gespielt hat, erwartet bei diesem Titel sicherlich eine skurrile und mitreißende Story. Little Misfortune lädt in genau so eine Geschichte ein, denn wir erfahren von Herrn Stimme direkt zu Anfang, dass die kleine Misfortune sterben wird. Auf seine Bitte hin behalten wir diesen makaberen Fakt aber erst einmal für uns.
Während des gesamten Durchlaufs habe ich mir immer wieder die Frage gestellt „Wo führt das alles hin?“. Ich habe meinen Kopf dann meistens damit beruhigt, dass auch bei Fran Bow erst zum Ende hin alle Fragen beantwortet wurden. Bei Little Misfortune blieb das aber leider aus. Das Spiel fühlt sich unfertig an. Alles was an Story und Spannung aufgebaut wurden, wird in einer kurzen Video-Sequenz abgearbeitet und dann Abspann.
Obwohl ich das Spiel zwei mal durchgespielt habe, um das gute Ende zu sehen, war ich nicht zufrieden. Was wird aus Misfortune? Was wird aus Benjamin? Denkbar wäre der Auftakt für eine Fortsetzung, aber bisher wurde nichts in diese Richtung veröffentlicht, daher bleibt es für mich ein unfertiges Spielerlebnis.
Unsere Little Misfortune
Deutlich positiv muss man hier aber ganz klar die Charakter-Gestaltung von der kleinen Misfortune hervorheben. Die Synchronsprecherin (übrigens leider nur auf Englisch) leistet hier hervorragende Leistung. Mit süßem Akzent und kindlichem Charme spielt sie die Rolle der kleinen Südländerin überzeugend und konsequent. Kindlich naiv, aber überraschend trocken, wenn es um das Thema Tod geht, stolziert unsere Protagonistin durch die Welt, in der alle Erwachsene ihr Lächeln verloren haben.

Grafik
Auch wenn mich die Story nicht bis zum Schluss fesseln konnte, so überzeugt Little Misfortune in voller Punktzahl mit seiner Grafik. Die liebevoll gestalteten Zeichnungen lassen das Spiel wie eine schöne Kinderbuch Geschichte wirken. Die schrägen und witzigen Charaktere, die Misfortune und Herr Stimme auf ihrem Weg treffen, haben mich aber recht schnell vom Gegenteil überzeugt. Der knochige und farblose Stil von Fran Bow wurde hier gänzlich verworfen, stattdessen wirkt alles realistischer, herbstlich und einfach schön, obwohl die Proeblem, die sich der Protagonistin in den Weg stellen, alles andere als schön sind.
Auch die Cutscenes, die minimal vom restlichen Stil des Spiels abweichen, fügen sich toll in das Gesamtpaket ein und rücken vor allem den Fuchs Benjamin und die kleine Misfortune in ihr bestes Licht.

Während ihrer Reise nutzt Misfortune gerne eine Hand voll Glitzer, um die schlimmen Dinge um sie herum schöner zu machen. Dabei verwandeln sich Gegenstände und Figuren in süße Kinder-Zeichnungen. Auch hier haben mir vor allem die süßen Personifikationen von Benjamin gefallen. Ich habe eine Schwäche für solche Tiere in Geschichten :’D
Gameplay
Insgesamt bietet Little Misfortune drei Steuerungs-Typen an. Es kann mit einem Controller, nur mit der Tastatur oder mit Maus und Tastatur gespielt werden. Ich habe das Spiel in beiden Durchläufen klassisch mit Tastatur und Maus gespielt. Dabei kommt die Tastatur aber eigentlich nur in den wenigen Minispielen zum Einsatz. Während ich die Review schreibe, frage ich mich, ob man bei der reinen Tastatur Steuerung dann wohl den Cursor mit den Pfeiltasten steuert oder tatsächlich die Figur. Da sich Misfortune aber selbst bei der Maus Steuerung nur von links nach rechts bewegt, gibt es sowieso nicht viel Freiraum.
Und somit kommen wir auch schon zu dem nächsten eher nüchternen Punkt. Zunächst das Positive: Die Steuerung ist intuitiv und wird durch die wenigen Minispiele aufgelockert. Da hört es dann aber auch schon auf. Point & Click wurde hier nur in seiner geringsten Form implementiert. Es gibt kein Inventar, keine verschiedenen Interaktionsmöglichkeiten (bspw Anschauen, Nehmen und Ansprechen) – nur stumpfes links Klicken. Das ist meiner Meinung ein klarer Rückschritt im Vergleich zu Fran Bow. Durch das fehlende Inventar gehen auch sämtlich Möglichkeiten Items zu kombinieren verloren – Schade.
Während des Spiels gibt es immer wieder kurze Passagen in denen Herr Stimme Misfortune ein paar Fragen stellt. Wieso er das tut und ob sie irgendeine Auswirkung auf irgendwas in der Story haben? Ich habe keine Ahnung. In beiden Durchläufen habe ich verschiedene Antworten gegeben und es hat sich nichts geändert. So gesehen also nur Effekthascherei, so als ob der Spiele eine Wahl hätte die Story zu großen Teilen zu beeinflussen.
Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis: You can pet the dog in Little Misfortune 😉
